Der Mops von Fräulein Lunden
War eines Tags verschwunden.

Sie pflegte – muss man wissen –
Tagtäglich ihn zu küssen.
Das hat dem Mops wie allen,
Die ehrlich sind, missfallen.

Der Küsse überdrüssig,
Ward unser Möpschen bissig.

Er stritt mit allen Hunden

Uns selbst mit Fräulein Lunden.

Und gestern oder heute
Entfloh er, liebe Leute.

Er floh vor Kuss und Schleifen.
Man kann den Mops begreifen.

Denn Schleifen sind ihm schnuppe.
Ein Mops ist keine Puppe.

Dem Mops sind Küsse Qual,
So lautet die Moral.

 

James Krüss

Hund und Katze

 

Miezel, eine schlaue Katze,

Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Hassten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
Bei gesträubter Haarfrisur,
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.

 

Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwich,
Friedlich dasitzt, wie im Traume,
Dann ist Molly außer sich.

 

Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

 

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoss sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

 

Oh, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.

 

Und sie trägt sie kurz entschlossen
Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.

 

Mensch mit traurigem Gesichte,
Sprich nicht nur von Leid und Streit.
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Findet sich Barmherzigkeit. 

 

(Wilhelm Busch) 

Nur ein Hund

 

Ja, Dir wird's schwer, mich zu verlassen!
dein Auge bricht, als ob du weinst,
und warst doch bloß ein Kind der Gassen!
Ja, damals ahnt' ich nicht, dass einst
als letzter Freund ein Hund mir bliebe:
da sucht' ich noch bei Menschen Liebe.

 

Mein Hund, in deine treuen Augen
hab' manche Frage ich versenkt,
für die nicht Menschenblicke taugen,
wo man ein Tier braucht, das nicht denkt,
die Ohnmacht auch in ihm zu sehen,
mit der wir selbst durchs Leben gehen.

 

Du hast mir nie ein Leid bereitet:
Das kann kein Mensch, der liebste nicht!
Nun liegt dein Leib vom Tod gebreitet,
verlöscht dein tröstend Augenlicht ...
Was will mir denn wie Glück noch scheinen?
mein Hund, mein Freund: ich kann noch weinen!

 

Richard Dehmel (1863-1920)

Wer Tiere quält ist unbeseelt

und Gottes guter Geist ihm fehlt.

Mag noch so vornehm drein er schau´n,

man sollte niemals ihm vertrauen.

 

(Johann Wolfgang von Goethe)